Wärme ist gut, das war schon Omas Credo und so hat sie bei Erkältungen und Schnupfen die Infrarot-Lampe ausgepackt. Wenn auch Du eine Großmutter hast, die auf dieses Hausmittel schwört, dann interessiert Dich sicherlich, ob es sich dabei tatsächlich um eine wirksame Anwendung oder um einen Alltagsmythos handelt. Wir versuchen für Dich, dieser Frage in diesem Artikel auf den Grund zu gehen.
Was ist überhaupt Schnupfen?
Ist Schnupfen eine Krankheit oder ein Symptom? Eher zweiteres. Lass uns das erklären. Der Ausgangspunkt allen Übels ist meist eine Erkältung, auch grippaler Infekt genannt. Bei ihr handelt es sich um eine durch Krankheitserreger hervorgerufene Entzündung der oberen Atemwege. Die Begleiterscheinungen einer Erkältung sind Husten, Heiserkeit, manchmal leicht erhöhte Körpertemperatur sowie Kopf- oder Ohrenschmerzen und in den allermeisten Fällen Schnupfen. Bei Schnupfen wird Sekret gebildet, welches zu Beginn meist transparent ist und später eine gelbgrüne Färbung annimmt und zähflüssig wird. Schnupfen geht einher mit einer Nasenschleimhautzündung, auch Rhinitis genannt. Bei einem Übergreifen der Entzündung auf die Nasennebenhöhlen kommt es zur Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis). Wir schauen uns im Rahmen dieses Beitrags jedoch lediglich an, ob Infrarot bei Schnupfen und Rhinitis hilft.
Die Theorie: So soll Infrarot bei Schnupfen wirken
Die Infrarotstrahlung der Rotlichtlampe trifft auf die Haut auf und dringt ein paar Millimeter tief in die Haut ein. Dies führt zu einer Erwärmung der oberen Hautschichten und zu einer Blockade des Abtransports der körpereigenen Wärme. Dadurch erhöht sich die Temperatur in dem darunterliegenden Gewebe und es kommt zu einer Erweiterung der Blutgefäße. Dies wiederum hat eine bessere Durchblutung und damit auch Sauerstoffversorgung zur Folge. Mehr Sauerstoff bedeutet eine Anregung der Stoffwechselaktivität, die förderlich für das Immunsystem ist und damit entzündungshemmend wirkt. Außerdem werden Krankheitserreger rascher abtransportiert. Eine weitere Wirkung der Infrarot-Wärme bei Schnupfen und der gesteigerten Durchblutung ist, dass sich festsitzendes Nasensekret besser löst. Auch verringert sich der Druck auf Stirn- und Nasennebenhöhlen, was zu einer Schmerzlinderung beiträgt.
Wusstest Du übrigens, dass …
… Erkältungen die häufigste Krankheit in Industrieländern sind? Zwei Drittel der Erwachsenen leiden mindestens einmal im Jahr an einer Erkältung, 6 % erkranken dreimal oder häufiger im Jahr. Kinder können sogar einmal pro Monat betroffen sein. Allein diese Zahlen zeigen, dass es kein echtes Heilmittel gegen diese Krankheit gibt. Was bewirkt Infrarot also wirklich bei Schnupfen?
Keine Nachweise, dass Infrarot bei Schnupfen hilft
Es gibt keine groß angelegten Studien, dass Infrarot bei Schnupfen eine positive Wirkung entfaltet. Dies hat mehrere Gründe. Das Interesse an solchen Studien ist nicht sonderlich groß, weil es sich bei Erkältungen um relativ harmlose Erkrankungen handelt. Außerdem ist der Verlauf von Erkältungen sehr individuell, so dass eine standardisierte Studie zu Infrarot und Schnupfen recht schwierig ist. Manche Betroffenen schwitzen, andere frieren. Der eine fühlt sich mit kalten Wadenwickeln wohl, die andere braucht eine Wärmflasche. Viele Ärzte haben früher Rotlichttherapie eingesetzt, sehen aber mittlerweile davon ab.
Infrarot bei Schnupfen schadet aber auch nicht
Die gute Nachricht ist, dass Infrarot bei Schnupfen durchaus eingesetzt werden darf. Ärzte und Fachmediziner sind der Auffassung, dass es wenig gibt, was gegen die Theorie zur Wirkungsweise der wärmenden Infrarotstrahlung bei Schnupfen spricht. Positive Effekte lassen sich demnach nicht ausschließen. Und selbst, wenn es sich beim Einsatz von Infrarot bei Schnupfen nur um einen Placebo-Effekt handelt: Erlaubt ist, was dem Erkrankten ein gutes Gefühl gibt.
Infrarottherapie bei Schnupfen: Das solltest Du beachten
Wenn Du Dich wegen Deiner triefenden Nase vor die Rotlichtlampe setzen möchtest – oder Deine Oma es Dir dringend anrät – dann solltest Du ein paar Dinge beachten:
- Halte ausreichend Abstand von der Infrarotlampe, mindestens 20 cm.
- Benutze eine sicherheitsgeprüfte Lampe mit DIN-Nummer.
- Schließe die Augen während der Behandlung oder setze eine Augenmaske auf.
- Übertreibe es nicht bei der Dauer der Behandlung. Eine Viertelstunde ist ausreichend.
In diesen Fällen solltest Du Infrarot nicht gegen Schnupfen einsetzen
Es gibt ein paar Kontraindikationen, wann der Gebrauch von Infrarot bei Schnupfen nicht empfohlen wird. Dazu gehören:
- Fieber
- akute Entzündungen (z.B. Mittelohrentzündungen)
- Thrombosen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Diabetes
- Kleinkinder unter zwei Jahren
Am besten ist es, wenn Du Dich vorher bei einem Arzt erkundigst.
Entscheide Du, was Dir guttut
Auch wenn es keine Belege für eine echte Wirksamkeit der Infrarottherapie bei Schnupfen gibt, ist das kein Grund, das alte Hausmittel nicht anzuwenden. Positive Effekte sind theoretisch nicht auszuschließen und wenn Du das Gefühl hast, dass das wärmende Infrarot gegen Deinen Schnupfen hilft, dann kannst Du die Lampe getrost nutzen. Lediglich bei einigen Kontraindikationen, die Du mit Deinem Arzt besprechen kannst, solltest Du von der Anwendung absehen. Bei der Therapie selbst solltest Du auf die gebotenen Sicherheitshinweise achten.