Ist Infrarot das Gleiche wie Rotlicht?

Infrarotlicht und Rotlicht hört sich irgendwie gleich an, aber ist es auch das Gleiche? Um es gleich vorwegzunehmen: Nein, Infrarot und Rotlicht sind nicht das Gleiche. Aber was verbirgt sich hinter den beiden Begriffen? Um Dir das zu erklären, werden wir ein bisschen in die Physik eintauchen müssen, aber keine Angst, es wird nicht allzu kompliziert.

Das elektromagnetische Spektrum

Infrarotlicht und Rotlicht gehören beide zur elektromagnetischen Strahlung. Elektromagnetische Strahlung zeichnet sich dadurch aus, dass ein kombiniertes elektrisches und magnetisches Feld sich oszillierend fortbewegt, einfacher gesagt, die Strahlung bewegt sich wellenförmig durch den Raum. Es gibt sehr viele unterschiedliche Arten von elektromagnetischer Strahlung, von der wir andauernd umgeben sind. Das sichtbare Licht gehört dazu, aber auch unsichtbares UV-Licht. Radio- und Funkwellen gehören ebenfalls zur elektromagnetischen Strahlung wie Röntgenstrahlen, Mikrowellen oder eben Infrarot und Rotlicht.

 

Infrarot das Gleiche wie Rotlicht

Die Eigenschaften der elektromagnetischen Strahlung

Die wellenförmige Strahlung breitet sich mit Lichtgeschwindigkeit (ca. 300.000 km/s) im Raum aus. Die Länge der Wellen und die Frequenz der Strahlung (Anzahl der Wellenbewegungen pro Sekunde, die Einheit dafür ist Hz) geben an, wie energiereich die jeweilige Strahlung ist. Je kürzer die Wellenlänge, desto energiereicher. Ein paar Beispiele:

Art der Strahlung Wellenlänge Frequenz Bemerkung
Gammastrahlung Ca. 1 Picometer = 10-12 m Ca. 1020 Hz Radioaktive Strahlung
Mittlere Röntgenstrahlung Ca. 10-10 m Ca. 1018 Hz
UV-C-Strahlung 280-100 Nanometer

~ 10-7 m

Ca. 1015 Hz Kommt nicht bis zur Erdoberfläche; wird technisch zur Entkeimung eingesetzt
UV-A-Strahlung 315-380 Nanometer

~ 3*10-7 m

Ca. 1015 Hz Kann Hautkrebs erzeugen
Sichtbares Licht 380-750 Nanometer

10-7 bis 10-6 m

1014 – 1015 Hz Von Violett über Blau, Grün, Gelb und Orange bis zu Rot nimmt die Wellenlänge zu
Rotlicht Ca. 600-750 Nanometer

10-7 bis 10-6 m

1014 – 1015 Hz Rotlicht ist sichtbar, manchmal wird der Bereich bis 650 nm noch zu Orange gezählt
Infrarot 1 Mikrometer bis 1 Millimeter =

10-6 bis 10-3 m

1011 – 1014 Hz Einsatz in Heizstrahlern und Nachtsichtgeräten
Mikrowellen 1 mm bis 10 cm =

10-3 bis 10-1 m

109 – 1011 Hz Radaranwendungen und Mikrowellenherde
Funkwellen 1 m bis 10 km =

10-1 bis 104 m

10-4 – 109 Hz Radio, etc.

 

 

Infrarot und Rotlicht liegen dicht beieinander, sind aber nicht gleich

Aus der obigen Tabelle kannst Du ersehen, dass Infrarot und Rotlicht im elektromagnetischen Spektrum nebeneinander liegen, dass sie aber nicht gleich sind. Der wichtigste Unterschied ist zunächst, dass Rotlicht zum sichtbaren Licht gehört, während Infrarotlicht für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar ist. Es ist aber mit anderen Sinnen wahrnehmbar, denn nicht umsonst heißt Infrarotstrahlung auch Wärmestrahlung. Mit ihrer Frequenz werden Molekülbindungen zum Schwingen angeregt, was sich als Wärme bemerkbar macht. Der Wellenlängenbereich der Infrarotstrahlung überstreicht drei Zehnerpotenzen, daher wird sie oft noch weiter unterteilt. Unter dem „nahen Infrarot“ versteht man den direkt an das sichtbare Licht angrenzenden Bereich zwischen 0,8 und 3 Mikrometern. „Mittleres Infrarot“ deckt den Bereich zwischen 3 und 50 Mikrometern ab und zum „fernen Infrarot“ zählen Wellenlängen zwischen 50 Mikrometern und 1 Millimeter. Zum letzten Bereich gehört auch die sogenannte Terahertzstrahlung.

 

Anwendungsgebiete von Infrarot und Rotlicht

Aufgrund der energetischen Eigenschaften und der unterschiedlichen Wellenlängen finden sich Rotlicht und Infrarot auch nicht immer in gleichen technischen Anwendungen wieder. Rotlicht als sichtbares Licht ist eine Signal- und Warnfarbe, die beispielsweise in Ampeln oder Brems- und Heckleuchten am Auto zum Einsatz kommt. Infrarot hat ein breiteres Anwendungsspektrum, welches von Heizstrahlern über Nachtsichtgeräte und spektroskopische Geräte in der chemischen Analytik reicht. Beide Arten haben auch Nischenanwendungen in der medizinischen Diagnostik, der Phototherapie oder in der Pflanzenzucht. Verwirrenderweise wird der Begriff Rotlicht im Zusammenhang mit therapeutischen Anwendungen häufig synonym mit Infrarot verwendet, obwohl es sich nicht um das Gleiche handelt. Feinste Abstufungen in den Wellenlängen führen zu unterschiedlichen Wirkungsweisen und Therapieformen.

 

Infrarot und Rotlicht: Hört sich gleich an, sieht aber nicht gleich aus

Auch wenn sich beides gleich anhört, Infrarot und Rotlicht sehen noch nicht einmal gleich aus. Das eine ist unsichtbar und das andere kann vom menschlichen Auge wahrgenommen werden. Unsichtbar bedeutet aber nicht, dass Du bei zu hoher Strahlungsintensität nicht aufpassen solltest. Denn genauso, wie Du vom zu hellen sichtbaren Licht geblendet werden kannst, verträgt Dein Auge auch hohe Intensitäten des unsichtbaren Infrarots nicht. Es ist sogar gefährlicher, weil das Auge keinen automatischen Abwehrreflex entwickelt und Du nicht merkst, wann es bedenklich wird. Deshalb sollten bei Infrarottherapien Schutzbrillen getragen werden.